Reaktionen auf neue Feuerwache: Zwischen „Rolle rückwärts” und „echtem Durchbruch”

Am Lohbergenweg in Holm-Seppensen soll nun das neue Feuerwehrgerätehaus entstehen – die lokalen Parteien begrüßen den Kompromiss. Foto: JOTO
Am Lohbergenweg in Holm-Seppensen soll nun das neue Feuerwehrgerätehaus entstehen – die lokalen Parteien begrüßen den Kompromiss. Foto: JOTO
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Buchholz in der Nordheide/Holm-Seppensen. Nach jahrelangem Streit gibt es eine überraschende Wendung beim Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses in Holm-Seppensen (buchholz-aktuell.de berichtete ausführlich). Statt am nördlichen Ortsausgang Tostedter Weg/Am Schoolsolt soll das Gebäude in der Ortsmitte am Lohbergenweg/Eidigweg entstehen. Die Streuobstwiese am Tostedter Weg bleibt erhalten, während ein Teil des dortigen Baulands verkauft wird.

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Die Feuerwehr und die Stadtverwaltung begrüßten bereits den zentralen Standort und hoffen auf ein Ende des Standortsstreits. Auch die Mehrheit des Buchholzer Rats sprach sich in geheimer Abstimmung für den Kauf des neuen Grundstücks in der Ortsmitte und gleichzeitig dem Verkauf eines Teils des Baulands am Tostedter Weg aus. 

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buchholz-aktuell.de hat lokale Parteien und Initiativen um ihre Einschätzung zur neuen Lösung gebeten.

FDP kritisiert „Rolle rückwärts” und sieht Probleme

Die FDP-Fraktion zeigt sich kritisch. Wilhelm Pape (FDP) spricht von einer überraschenden „Kehrtwende” des Bürgermeisters, die er als „Rolle rückwärts” bezeichnet. Die FDP habe gemeinsam mit der CDU dem Bürgermeister den Rücken freigehalten gegen „die Proteste und Ärger mit den Umweltorganisationen sowie SPD, Grüne und Buchholzer Liste im Stadtrat.”

Hintergründe zur Standortsuche:

Pape verweist auf 46.000 Euro aufgelaufene Kosten für Planung und Rechtsberatung, die seiner Meinung nach hätten vermieden werden können. Die Liberalen sehen den Standort am Tostedter Weg weiterhin als besser geeignet an, unter anderem wegen der besseren Abdeckung im südlichen Buchholz. Die Feuerwehr sei mit dem neuen alten Standort aber zufrieden. „Sie möchte endlich eine neue Feuerwache und soll sie natürlich bekommen”, so Pape.

Die Finanzierung des neuen Standorts erscheine der FDP-Fraktion dagegen unklar. „Zug um Zug Verkauf Tostedter Weg/Ankauf Lohbergenweg wird wohl kaum klappen”, sagt Pape. 800.000 Euro würden außerdem unter Vorbehalt stehen: „aber wir haben ja einen kreativen Kämmerer.”

Grüne sehen „echten Durchbruch”

Die Grünen beschreiben die neue Entwicklung als Durchbruch. „Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten”, erklärt Philip Schlumbohm (Bündnis 90/Die Grünen). Er hoffe auf ein versöhnliches Ende der jahrelangen Diskussion und kritisiert die „völlig inakzeptablen Anfeindungen” gegenüber den ehrenamtlichen Einsatzkräften.

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Schlumbohm erinnert daran, dass der Standort Lohbergenweg/Eidigweg bereits 2017 im Feuerwehrbedarfsplan als ideal ermittelt wurde, das Grundstück damals aber nicht verfügbar war. „Dass jetzt durch einen glücklichen Umstand doch der Standort am Lohbergenweg realisiert werden kann, ist wirklich ein Glücksfall”, sagt er. Die Planung und der Bau seien hier vermutlich schneller umzusetzen als am Tostedter Weg. Die Grünen-Fraktion im Rat unterstütze die Planungen „ausdrücklich”.

AfD sieht Feuerwehrinteressen im Mittelpunkt

Rainer Sekula (AfD) zeigt sich „äußerst erstaunt über diese neue Variante, welche der Bürgermeister hier aus dem Hut gezaubert hat”. Für seine Fraktion stehe jedoch „einzig und allein das Interesse der Feuerwehr im Blickpunkt”. „Wenn die Wehr diesen Standort für den Besten hält, werden wir das mittragen, auch gegen mögliche Widerstände”, sagt Sekula.

SPD findet Lösung einen guten Kompromiss für Feuerwehr

Steffi Menge (SPD) zeigt sich überrascht, dass das Grundstück nun zur Verfügung steht: „Das ist ein guter Kompromiss.” Die SPD begrüße den neuen Standort sehr, da Befürworter und Gegner des Standorts am Tostedter Weg ohne Gesichtsverlust aus der langjährigen Debatte herauskämen.

Um diese drei Grundstücke ging die Diskussion. Grafik/Fotos: JOTO
Um diese drei Grundstücke ging die Diskussion. Grafik/Fotos: JOTO

Besonders wichtig sei der SPD, dass die Feuerwehr endlich im Zentrum angesiedelt werde – ein langjähriger Wunsch der Retter. „Wir leben davon, dass die Ehrenamtlichen schnell zur Wache kommen und für unsere Sicherheit ausrücken können”, betont die Fraktionsvorsitzende. Der neuen Lösung habe die SPD gut zustimmen können, auch wenn ein kleiner Teil des Waldes am Tostedter Weg verkauft werden müsse.

CDU unterstützt Entscheidung für zentralen Standort

Die CDU-Fraktion begrüßt die neue Entwicklung ausdrücklich. Stefan Menk (CDU) erinnert daran, dass der Standort am Lohbergenweg bereits in den ersten Überlegungen zum Feuerwehrbedarfsplan „als bestmögliche für eine Gebietsabdeckung beschriebene Standort” identifiziert wurde. „Uns war bei unserer Meinungsbildung insbesondere die positive Sicht der Feuerwehr auf diesen Standort wichtig”, betont der Vorsitzende der CDU-Fraktion.

Die Christdemokraten unterstützen auch den geplanten Verkauf einer begrenzten Teilfläche des Grundstücks am Tostedter Weg. Dies sei „erforderlich, da ansonsten eine haushaltsrechtlich konforme Finanzierung des Erwerbs der benötigten Zusatzfläche am Lohbergenweg nicht darstellbar wäre”, erklärt Menk. Die CDU-Fraktion lobt die Verwaltungsspitze für das entschlossene Handeln und findet es positiv, dass sowohl die Blühwiese an der Buchholzer Landstraße als auch ein großer Teil des Gehölzes erhalten bleiben können.

Buchholzer Liste begrüßt Erhalt der Streuobstwiese

Für die Buchholzer Liste war es laut Fraktionsvorsitzende Grit Weiland von Beginn an ein zentrales Anliegen, einen geeigneten Standort zu finden und gleichzeitig die Ausgleichsfläche mit Wald und Streuobstwiese am Tostedter Weg zu bewahren. Die neue Lösung erfülle diese Anforderungen weitgehend. „Einen wichtigen Pluspunkt sehen wir auch darin, dass die Feuerwehr Holm von diesem Standort aus nun weiterhin ihr eigenes Dorf innerhalb der Hilfsfrist erreichen kann”, sagt Weiland. Sie gibt zu Bedenken, dass der Standort jedoch mit einer Wache im südlichen Buchholz verknüpft war.

Die Streuobstwiese und der kleine Wald am Tostedter Weg in Holm-Seppensen. Foto: JOTO
Die Streuobstwiese und der kleine Wald am Tostedter Weg in Holm-Seppensen. Foto: JOTO

Die Partei nehme „schweren Herzens” in Kauf, dass ein Teil des ökologisch wertvollen Mischwaldes weichen müsse, um den Kauf des Grundstückes am Lohbergenweg zu finanzieren. Allerdings kritisiert Weiland: „Warum man diesen Weg nicht längst für das von uns vorgeschlagene Hoge-Luft-Grundstück erwog, bleibt unverständlich. Wertvolle Jahre wurden verschenkt!”

BuchholzZero ist froh über Teilerfolg vom gemeinsamen Widerstand

Die Initiative BuchholzZero wurde von dem neuen Standortvorschlag vollkommen überrascht und war auch nicht an den vorigen Beratungen beteiligt. „Wir sind aber froh, dass der gemeinsame Widerstand vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger sowie der Buchholzer Umwelt- und Klimaschutzorganisationen zumindest einen Teilerfolg darin hatte, dass die Streuobstwiese wohl nun vollständig erhalten bleiben kann”, sagt der 1. Vorsitzende Peter Eckhoff gegenüber buchholz-aktuell.de.

Weniger erfreut sei er allerdings darüber, dass ein Großteil des bestehenden Wäldchens hinter der Streuobstwiese einer Bebauung weichen soll. „Erst durch die intensive Beschäftigung mit dieser Mischwaldfläche haben auch wir erst den bedeutenden ökologischen Wert dieses Waldes erkennen können”, erklärt Eckhoff. „Daher hoffen wir, dass die Stadtverwaltung hier auch noch zu dem Schluss kommt, das Wäldchen trotz bestehendem Baurecht nicht zu opfern, und zu einer alternativen Finanzierungsmöglichkeit findet.”

BUND findet neuen Standort deutlich besser

In die gleiche Kerbe schlägt auch Elisabeth Bischoff vom BUND Regionalverband Elbe-Heide. Auch sie wünscht sich den Erhalt des Wäldchens. „Nach dem ersten Schritt auf dem richtigen Weg in Richtung Naturschutz lässt sich hier vielleicht auch noch ein weiterer anschließen”, erklärt sie.

Fast 1900 Unterschriften sammelten die Initiative für den Erhalt der Wiese. Foto: JOTO
Fast 1900 Unterschriften sammelten die Initiative für den Erhalt der Wiese. Foto: JOTO 

Die neu gefundene Lösung für den Standort der Feuerwehr in Holm-Seppensen begrüßt der BUND. Der neue Standort im Zentrum von Holm-Seppensen entspreche perfekt den Vorstellungen des BUND. Demnach sollen neue Gebäude bevorzugt im Innenbereich von Siedlungen und Ortschaften geplant und errichtet werden, um im Außenbereich oder am Ortsrand die Versiegelung von Flächen zu vermeiden. „Insofern ist der nun gefundene Standort aus unserer Sicht deutlich besser, als die von den Umweltverbänden bislang als Alternative zur Streuobstwiese vorgeschlagene Pferdeweide”, erklärt Bischoff. (JOTO/tj/dh)

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