Buchholz in der Nordheide. Für Dr. Inge Schott war mit Beginn des Ruhestandes schnell klar: Sie wollte nicht einfach zu Hause sitzen oder ihren Hobbys nachgehen, sondern sich für andere engagieren. Als sie von der Möglichkeit als Alltagsbegleiterin hörte, war sie gleich begeistert: Kontakt mit anderen Menschen, flexible Zeiteinteilung – das passte einfach.
Die ehrenamtlichen Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter im Rahmen des Freiwilligenprogramms DUO des Landkreises Harburg unterstützen das nachbarschaftliche Wohnen in der Region und fördern die eigenständige Lebensführung älterer Menschen. Ein wenig Gesellschaft beim Kaffeetrinken, Klönen, Spielen, ein gemeinsamer Spaziergang, ein Telefonat – es gibt so viele Möglichkeiten, wie die Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter Abwechslung und Freude in den Tagesablauf alleinstehender Menschen bringen. So unterbrechen sie den oft einsamen Alltag der Seniorinnen und Senioren und schenken ihnen etwas, worauf sie sich freuen können.
Ein Qualifizierungslehrgang bereitet die Ehrenamtlichen umfassend darauf vor. Krankheiten im Alter, Biografie- und Erinnerungsarbeit, Ideen zur gemeinsamen Freizeitgestaltung, Aktivierung und Sturzprophylaxe, aber auch der Umgang mit Konflikten – „die vielen Themen waren richtig spannend“, sagt Dr. Inge Schott, Ärztin für Radiologie im Ruhestand. „Das war eine richtig gute Vorbereitung.“ Doch nicht nur theoretisch werden die Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter vorbereitet, zu dem Kurs gehört auch ein 20-stündiges Praktikum in der Pflege und Betreuung älterer Menschen. „Davon habe ich sehr profitiert“, sagt Dr. Inge Schott rückblickend. Sie könne jedem nur dazu raten, den Kurs zu absolvieren. „Das war eine Bereicherung auch für mich selbst und gute Vorbereitung für die Aufgabe.“
Nur kurze Zeit, nachdem sie den Kurs abgeschlossen hatte, kam im Mai vergangenen Jahres schon die erste Anfrage: Marlis Neuhaus, eine fast blinde, gehbehinderte ältere Dame wünschte sich ein DUO. „Zuerst war ich skeptisch“, erinnert sich Dr. Inge Schott. Denn gemeinsam nur in der Wohnung zu bleiben, konnte sie sich zunächst nur schwer vorstellen. Was sollten sie nur die ganze Zeit machen? Wird das nicht langweilig und fehlt nicht ein wenig Abwechslung und Anregung von außen? Doch trotz aller Bedenken sagte die Medizinerin im Ruhestand zu. „Wir können es ja mal versuchen …“, sagte sie sich.
Aber – schnell stellte sich heraus: Die Zweifel waren unbegründet. „Die Chemie hat einfach gleich gestimmt“, erzählt Dr. Inge Schott. „Wir freuen uns beide auf unsere wöchentlichen Treffen und könne uns gar nicht mehr vorstellen, darauf zu verzichten.“ Und langweilig wird es dabei nicht: „Wir können uns über so viel unterhalten.“ Die aktuellen Ereignisse nicht nur in Seevetal, sondern auch in der Welt sorgen immer für Gesprächsstoff, aber auch persönliche Geschichten aus ihrem Leben – und manchmal wird auch vorgelesen. „Wir sind ein richtiges DUO“, sagt Dr. Inge Schott.
Sie engagiert sich gern – und empfindet das auch nicht als Aufwand: „Ich bekomme so viel zurück, so viel Wertschätzung und Dankbarkeit. Ich bin froh, dass ich damals zugesagt habe.“ Ihr macht die Tätigkeit viel Freude.
Neben der direkten Tätigkeit schätzt Dr. Inge Schott auch den Kontakt zu anderen Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleitern. Hinzu kommt das Gefühl, stets auf die Unterstützung durch den Senioren- und PflegeStützpunkt zurückgreifen zu können.
Wer sich vorstellen kann, sich ebenfalls als Alltagsbegleiterin oder Alltagsbegleiter zu engagieren, für den bietet der Senioren- und PflegeStützpunkt des Landkreises Harburg gemeinsam mit der Kreisvolkshochschule (KVHS) ab Montag, 24. März, wieder eine kostenfreie Qualifizierung an, der Einstieg ist noch möglich. Der Kursus mit zehn Schulungsabenden findet jeweils montags von 18.30 bis 20.45 Uhr in den Räumen der KVHS in Maschen, Schulkamp 11a, statt. Anmeldung und Fragen zum Kursus bei der KVHS unter der Rufnummer 04171 – 693 9435 oder per E‑Mail kvhs@lkharburg.de. (tj/ein)
