Jäger aus dem Landkreis Harburg traf sich in Tostedt zur Hegeschau

Freuten sich gemeinsam mit den Geehrten: Ulrich Peper, stellv. Kreisjägermeister, Landrat Rainer Rempe, Norbert Leben – Kreisjägermeister, Hans-Jürgen Stein, Ernst-Friedrich Menges, Maren Grabe, Marc Sander, Bettina Wilkens, Horst Günter Jagau, Vorsitzender, Stefan Isermann und Heiko Geyer, stellv. Vorsitzender. Foto: Carsten Weede
Freuten sich gemeinsam mit den Geehrten: Ulrich Peper, stellv. Kreisjägermeister, Landrat Rainer Rempe, Norbert Leben – Kreisjägermeister, Hans-Jürgen Stein, Ernst-Friedrich Menges, Maren Grabe, Marc Sander, Bettina Wilkens, Horst Günter Jagau, Vorsitzender, Stefan Isermann und Heiko Geyer, stellv. Vorsitzender. Foto: Carsten Weede
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Buchholz in der Nordheide/Tostedt. Rund 400 Jägerinnen und Jäger haben sich am Sonnabend trotz strahlenden Frühlingswetters in der Schützenhalle Tostedt zur amtlichen Hegeschau des Landkreis Harburg sowie zur Mitgliederversammlung der Jägerschaft Landkreis Harburg e.V. versammelt.

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Entlang der Wände der Schützenhalle waren die Trophäen der in den einzelnen Revieren im zu Ende gehenden Jagdjahr erlegten Wildtiere ausgestellt. Aktuellen Bestrebungen, die Pflichthegeschau abzuschaffen, erteilte Kreisjägermeister Norbert Leben eine deutliche Absage: „Wir halten die Hegeschau für erforderlich, weil so ein Überblick über den Zustand der Populationen im Landkreis dargestellt werden kann.“ Hinzu komme der Meinungsaustausch, der gar nicht hoch genug zu bewerten sei. 

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Bereits eine Stunde vor Beginn der offiziellen Veranstaltung war die Halle gut gefüllt, weil interessierte Besucher sich die ausgestellten Trophäen von Rot‑, Dam‑, Reh- und Schwarzwild anschauen wollten. Auffällig: An der Trophäenwand fehlte das Muffelwild: „Leider ziehen die Widder, Schafe und Lämmer ihre Fährten nicht mehr durch unsere Reviere“, sagte der Kreisjägermeister bei der Vorstellung des Streckenberichts. Der Wolf habe das Muffelwild im Landkreis Harburg faktisch ausgerottet. „Das macht uns immer noch traurig“, so Norbert Leben weiter.

„Mit über 700 Wölfen ist Niedersachsen das Wolfsland Nummer eins in Deutschland“, betonte der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Horst Günter Jagau. Aus Sicht der Weidetierhalter und Jäger sei dies ein trauriger Rekord: „Die Bestände wachsen weiter und die Politik bewegt sich sehr langsam.“ Immerhin sei im vergangenen Jahr in Brüssel der Schutzstatus von „streng geschützt“ auf „geschützt“ geändert worden. „Ein erster Schritt in die richtige Richtung“, betonte Jagau. Er frage sich, warum die Schweden für einen günstigen Erhaltungszustand mit 180 Wölfen in ganz Schweden auskommen: „Wir brauchen endlich ein vernünftiges Wolfsmanagement mit einer Obergrenze für die jeweiligen Lebensräume“, forderte der Vorsitzende der Jägerschaft.

Rund 400 Jägerinnen und Jäger aus dem Landkreis Harburg kamen zur Veranstaltung nach Tostedt. Foto: Carsten Weede

Dass sich Jäger mit ihren Forderungen Gehör verschaffen, zeigte sich zuletzt eindrucksvoll bei der Demo am 30. Januar mit rund 20.000 Teilnehmern in Hannover. Unter dem Motto „Jetzt geht‘s ums Ganze – Jagd sichern, Natur bewahren“ hatten die Demonstranten gegen die beabsichtigte Änderung des erst 2022 in Kraft getretenen Landesjagdgesetzes protestiert. Für ihn sei es nach wie vor unverständlich, dass ein Jagdgesetz, welches vor gut zwei Jahren mit einer deutlichen Mehrheit im Landtag beschlossen wurde, nun schon wieder geändert werden solle, so Jagau. Die Vorschläge des Landwirtschaftsministeriums, etwa zur Hundeausbildung, seien in der vorgelegten Form nicht akzeptabel gewesen. „Das Papier, das jetzt auf dem Tisch liegt, sieht schon deutlich besser aus, aber es ist noch lange nicht fertig“, sagte der Vorsitzende der Jägerschaft.

Landrat Rainer Rempe lobte das vielfältige Engagement der Jägerinnen und Jäger im Landkreis Harburg: „Jagd ist die Kunst, die Natur zu verstehen und zu respektieren“, zitierte der Landrat den US-amerikanischen Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway in seinem Grußwort. Hege und waidgerechte Jagd seien gelebter Naturschutz, unterstrich der Landrat. „Wir als Landkreis finden bei den Jägerinnen und Jägern unter anderem wichtige Unterstützung bei der Tierseuchenbekämpfung.

Aktuell gehe es um die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS), der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und der im westlichen Niedersachsen neu aufgetretenen Myxomatose beim Hasen. Vorbildlich sei auch die Öffentlichkeitsarbeit der Jägerschaft, unter anderem in Schulen und Kitas, durch die Kinder und Jugendliche an die heimische Tierwelt herangeführt werden. „Wie wichtig Ihnen der Tierschutz ist, zeigt die Kitzrettung. Danke für diesen Einsatz und die gute Zusammenarbeit“, sagte der Landrat.

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Mittlerweile sind über 30 Drohnen-Teams zur Kitzrettung im Landkreis Harburg unterwegs. Im vergangenen Jahr wurden über 450 Kitze und andere Jungtiere dadurch vor dem Mähtod bewahrt. Für die ehrenamtlichen Drohnen-Teams bedeutet dies, bereits im frühen Morgengrauen auf den Wiesen im Einsatz zu sein. Viele der Wildretter gehen anschließend zur Arbeit.

Die Rehwildstrecke sei über Jahre nahezu konstant, sagte Kreisjägermeister Norbert Leben bei der Vorstellung des Streckenberichts für das Jagdjahr 2023/2024. Gestreckt wurden 1.664 Böcke und 1.261 Ricken. Hinzu kommen 1.119 im Straßenverkehr getötete Rehe. „Leider sind die Fallwildzahlen – 95 Prozent sind Verkehrsopfer – immer noch auf einem deutlich zu hohen Niveau“, so der Kreisjägermeister. Die Schwarzwildstrecke habe sich mit 1.205 erlegten Schwarzkitteln im Vergleich zum Vorjahr zwar um 228 Stücke verringert, die Bestände scheinen sich aber zu stabilisieren.

Unerlässlich für die Deichsicherheit im Landkreis Harburg sei die scharfe Bejagung der Nutrias. Diese invasive Art unterhöhlt durch ihre Bauten die Deiche. Der Landkreis unterstützt die Jagd auf die Pelztiere mit einer sogenannten Schwanzprämie von sechs Euro pro erlegtes Tier und mit der Anschaffung von Fallen. Im Jagdjahr 2023/2024 kamen 1.698 Nutrias zur Strecke.

Im Anschluss an das Verlesen der jeweiligen Strecken ertönten die Jagdsignale, gekonnt vorgetragen von den Jagdhornbläsern unter der Leitung von Wolfgang Baumgärtner. Großen Beifall für seine Darbietungen erhielt auch der Parforcehorn-Bläserkreis Nordheide unter Leitung von Ute Marx.

Bei den Vorstandswahlen wurden der Vorsitzende der Jägerschaft Horst-Günter Jagau, sein Stellvertreter Heiko Geyer, Schatzmeister Matthias Carstens und Schriftführer Hans-Hinnark Schmedt jeweils ohne eine einzige Gegenstimme wiedergewählt. Horst-Günter Jagau und Matthias Carstens bekleiden ihre Ämter bereits seit 25 Jahren. Alle Gewählten betonten, dass ihnen die Arbeit im Vorstands-Team viel Freude bereite und sie in dieser Zusammensetzung gern weiterarbeiten. Ebenfalls einstimmig gewählt wurden die neuen Kassenprüfer Bernd Wiechel und Helge Westphal vom Hegering Hittfeld.

Für ihre besonderen Verdienste ausgezeichnet wurden der scheidende Hundeobmann Hans-Jürgen Stein (LJN-Verdienstplakette in Silber), Ernst-Friedrich Menges (Bläsernadel, 5 Jahre). Maren Grabe, Marc Sander und Bettina Wilkens (LJN-Verdienstnadel in Bronze) sowie Stefan Isermann mit der LJN-Verdienstnadel in Silber. (dh/ein)

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