
Buchholz in der Nordheide/Dibbersen. Ein 46.000 Quadratmeter großes Gewerbegebiet in Dibbersen könnte direkt zwischen der Autobahn 1 und Nenndorf entstehen. Während die Stadt Buchholz bei einer Umsetzung auf hohe Gewerbesteuereinnahmen hoffen kann, formiert sich bereits Widerstand in der Nachbargemeinde Nenndorf.
Gebaut werden soll der „Multifunktionale Gewerbepark Dibbersen” auf einem Areal zwischen der Autobahn 1 Auffahrt Dibbersen und dem Wohngebiet Nenndorf. Die Pläne der Beteiligungsgesellschaft „Fox Group” sehen vor, dass die Gewerbeflächen voraussichtlich auf der westlichen Seite von der jetzigen Zufahrtsstraße zum Abbaugebiet entstehen. Dieses Gebiet gehört noch zu Dibbersen, grenzt an die Gemeinde Rosengarten und ist aktuell Ackerfläche. Ein Kernstück soll ein 8.000 Quadratmeter großes Rechenzentrum werden.
Millionen für die Stadtkasse
„Buchholz hat eine Knappheit an geeigneten Gewerbeflächen”, sagt Andreas Krause von der Fox Real Estate GmbH bei der Vorstellung im Buchholzer Ausschuss für Stadtentwicklung. Für die Stadt Buchholz könnte das Projekt zu einer wichtigen Einnahmequelle werden. Der Haushalt der Stadt ist bereits jetzt mit Millionen im Minus. Allein durch das geplante Rechenzentrum rechnet der Vertreter der Beteiligungsgesellschaft vor, könnte Buchholz mit Gewerbesteuereinnahmen von 500.000 Euro ab dem zweiten Jahr nach Inbetriebnahme rechnen.
Kritik aus Nenndorf
Der Nenndorfer Ortsbürgermeister Thomas Flügge (CDU) sieht das Projekt äußerst kritisch. Er verweist auf die bereits bestehende Verkehrsbelastung durch die Müllumschlaganlage am Hatzberg. „Jeden Samstag haben wir Stau, teilweise bis zur Autobahn.”
Flügge befürchtet, dass sich die Situation durch das neue Gewerbegebiet weiter verschärfen könnte. „Alle werden durch Nenndorf fahren – so wie früher durch Dibbersen”, sagt der Ortsbürgermeister. Schon jetzt fahren mehrere tausend Fahrzeuge täglich die Bremer Straße (K 85) von Dibbersen nach Nenndorf entlang. Genauere Zahlen gibt es nicht. Eine zentrale Frage sei für den Bürgermeister auch: „Kann der Lärmschutz überhaupt eingehalten werden?”
Viele Nenndorfer wissen noch nichts von den Plänen. Auch Flügge kennt bislang keine weiteren Details. Der Ortsrat sehe das Vorhaben ebenfalls kritisch. Nach Informationen von buchholz-aktuell.de sind Anwohner aber bereits entschlossen, gegen das Projekt vorzugehen.
CDU möchte wissen, welche Unternehmen kommen
„Wir legen bei Gewerbegebieten ein genaues Augenmerk darauf, welche Firmen sich dort ansiedeln”, sagt Stefan Menk (CDU). Er will bei der Vorstellung von der Fox Group genauer wissen, welche Mieter kommen könnten. „Der überwiegende Teil ist für ortsansässige Unternehmen vorgesehen”, erklärt Krause. Man stehe bereits in Gesprächen mit regionalen Unternehmen. Es gebe jetzt schon Interessenten wie Aldi Nord für ein Gemüsefrischelager oder die Logistikfirma Schenker.

Insgesamt seien 20.000 Quadratmeter für regionale und 18.000 Quadratmeter für überregionale Unternehmen geplant. Dr. Martin Pries (FDP) begrüßt die möglichen Gewerbesteuereinnahmen, warnt aber vor einer Überlastung der Verkehrsinfrastruktur. Der durch die Anfahrt zu Müllumschlaganlage in Nenndorf stark frequentierte Kreisverkehr könnte an seine Grenzen stoßen.
Grüne zeigen sich skeptisch
Philip Schlumbohm (GRÜNE) äußert grundsätzliche Bedenken: „Ich kann mir das Projekt an der Stelle schwer vorstellen.” Lokale Unternehmen sehe er eher bei Gewerbegebieten wie am Trelder Berg. Auf seine Frage nach dem LKW-Verkehr erklärt Reinhard
Hahn (ebenfalls von der Fox Real Estate GmbH), dass vermutlich täglich mehr als zehn Lastwagen zu erwarten seien. Bereits jetzt gebe es LKW-Verkehr durch den Kiesabbau in dem Gebiet. Es hänge aber auch von den tatsächlichen Nutzern ab.
SPD fragt nach Abständen
Martin Natorp (SPD) erkundigt sich nach den Abständen zu den bestehenden Häusern. Eine genau Antwort bekommt er nicht. Die Vertreter der Fox Group verweisen darauf, dass es sich bei den vorgestellten Plänen nur um erste Skizzen handele: „Wir sind ganz am Anfang unserer Planung, nichts ist fertig gegossen. Wir wollen Sie mit abholen und sind offen für Anregungen.”
Besonders die Nähe zum Wohngebiet in Nenndorf sorgt für Diskussionen. „Nur etwas mehr als 50 Meter ist die Zufahrt wohl vom Nenndorfer Wohngebiet entfernt – unter Nachbarn finde ich das schwierig”, gibt Gudrun Eschment-Reichert (fraktionslos) zu bedenken.
Nachhaltiges Konzept mit Lärmschutz
Das Projekt setzt laut Fox Group auf nachhaltige Architektur und minimalen Ressourcenverbrauch. Laut eines Handouts an die Ausschussmitglieder sind begrünte Dächer und Fassaden sowie ein Regenwassermanagement geplant. Außerdem sind Solaranlagen vorgesehen. Man wolle hohe Umwelt- und Sozialstandards erreichen.
Die Gebäude sollen durch Geländeabtragungen „eingesenkt werden, um ihre „visuelle Dominanz” zu verringern. Eine naturnah gestaltete Lärmschutzwand im Einfahrtsbereich von der Bremer Straße sowie die Hallen mit etwa 14 Meter Höhe sollen als Schallbarriere dienen, heißt es in dem Handout.
Zeitplan noch unklar
Die Fox Group hat sich nach eigenen Angaben bereits 90 Prozent der benötigten Flächen gesichert. Die Verhandlungen mit einem Eigentümer würden kurz vor dem Abschluss stehen. Bis zur möglichen Umsetzung wird es aber noch dauern: „Wir sind bei 0,1 Prozent. Wenn es eine politische Mehrheit geben sollte, rechnen wir mit 24 bis 30 Monaten bis zur Umsetzung”, sagt Krause. Er betont: „Wir wünschen uns von allen Beteiligten, dass sie ihre Themen an uns herantragen. Umweltaspekte sind uns wirklich wichtig.” (JOTO/tj)