Bei Eisunfällen zählt jede Minute: Buchholzer Taucher trainieren am Stadtteich

Feuerwehrleute bahnen sich ihren schwieriger Weg durch das brüchige Eis. Foto: JOTO
Feuerwehrleute bahnen sich ihren schwieriger Weg durch das brüchige Eis. Foto: JOTO
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Buchholz in der Nordheide. Knirschend bricht das Eis am Buchholzer Stadtteich unter dem Gewicht der Taucher. Im Schein der Flutlichter glänzt die dünne Eisdecke. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt steigt der Atem der Einsatzkräfte in kleinen Wolken in die Dunkelheit. Drei Taucher und Taucherinnen in schwarzen Spezialanzügen bewegen sich liegend über die drei bis fünf Zentimeter dicke Eisschicht, die unter jeder Bewegung bedrohlich ächzt.

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Die aktuelle Kälteperiode nutzt die Tauchergruppe der Feuerwehr Buchholz am Montagabend für eine wichtige Übung. Die Einsatzkräfte trainieren verschiedene Szenarien zur Rettung aus dem Eis. Noch gab es in diesem Jahr für die Retter sich um einen Schwan zu kümmern, Personen versuchten noch nicht auf die dünne Eisschicht zu gehen. 

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Sicherheit steht an erster Stelle

Das orangefarbene Rettungsboot gleitet langsam über die spiegelnde Oberfläche. Immer wieder zerbrechen Eisplatten unter seinem Gewicht mit einem scharfen Knacken. „Die Eigensicherung steht an erster Stelle. Wir müssen verhindern, dass die Retter selbst unterkühlen oder unter die Eisfläche geraten”, sagt Andreas Pohle, Leiter des Tauchdienstes, während er die Bewegungen seiner Kollegen auf dem Eis aufmerksam verfolgt.

Bernd Hauke (Lehrtaucher) und Andreas Pohle (Leiter des Tauchdienst) sichern ihre Kollegen im Wasser ab. Foto: JOTO
Bernd Hauke (Lehrtaucher) und Andreas Pohle (Leiter des Tauchdienst) sichern ihre Kollegen im Wasser ab. Foto: JOTO

Einsatztaucher Robert Kaminski bricht extra ins eiskalte Wasser ein, damit ihn seine Kollegen retten können. Seine Stimme dampft in der Kälte: „Das richtige Vorankommen ist das größte Problem. Um zu einem Verunglückten heranzukommen, müssen wir so viel Gewicht wie möglich von uns selbst auf dem Eis verteilen, damit wir nicht einbrechen.” Zur Unterstützung können die Retter auch das Schlauchboot verwenden.

Spezialausrüstung schützt vor Kälte

Im Licht der Scheinwerfer glänzen die Wassertropfen auf den schwarzen Taucheranzügen wie kleine Eiskristalle. „Ich habe einen sogenannten Trockentauchanzug an. Dieser ist aufgebaut mit einer Unterziehebene – ein Oberteil, eine Hose und Socken”, erklärt Kaminski. Zusammen mit der Neopren-Kopfhaube und Handschuhen können die Taucher etwa 30 bis 40 Minuten im Wasser bleiben.

Eindringliche Warnung vor dem Betreten der Eisfläche

Einsatzleiter Pohle deutet auf die Risse im Eis: „Wenn man nicht weiß, wie dick das Eis ist, dann betritt man es einfach nicht. Das ist das Sicherste, was man machen kann.” Besonders gefährdet seien oft Erwachsene, die ihren Kindern aufs Eis folgen. „Das Kind trägt das Eis noch, aber durch die punktuelle Belastung bricht der Erwachsene ein und kann sich meist nicht selbst befreien”, schildert Pohle eine typische Gefahrensituation.

Ehrenamtliches Engagement der Tauchergruppe

Die Tauchergruppe in Buchholz ist Teil des Fachzuges Wasserrettung des Landkreises Harburg. „Wenn unser Alarm ertönt, verlassen wir unsere Arbeitsstelle oder unser zu Hause, treffen uns am Feuerwehrgerätehaus, besetzen die Fahrzeuge und fahren dann zur Einsatzstelle”, erklärt Pohle.

Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte sind nicht nur in Buchholz, sondern im gesamten Landkreis Harburg und bei Bedarf auch in angrenzenden Gebieten wie Hamburg im Einsatz. Sie arbeiten dabei eng mit der DLRG Buchholz und der Feuerwehr Meckelfeld zusammen. Als die Übung endet, freuen sich die Taucher auf das warme Einsatzfahrzeug. Die Flutlichter werden eingepackt und der Stadtteich verschwindet wieder in der Dunkelheit. (JOTO)

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