
Buchholz in der Nordheide. Zerstörte und verwaiste Container, ein überquellender Briefkasten, eine ausgeschlachtete Waschmaschine und auseinandergebaute Fahrräder auf dem Gelände: Knapp vier Monate nach dem verheerenden Brand bietet die Flüchtlingsunterkunft an der Bremer Straße in Buchholz einen trostlosen Anblick. Seit der mutwillig herbeigeführten Explosion Anfang Juli, bei der der Verursacher ums Leben kam, ein Polizist schwerste Brandverletzungen erlitten und 20 weitere Menschen verletzt wurden, steht die Container-Unterkunft weiter verlassen da.
Rückblick: Am 8. Juli 2024 war die Polizei wegen Benzingeruchs in die Unterkunft gerufen worden. Als die Beamten eintrafen, entzündete ein 28-jähriger Bewohner den Brandbeschleuniger und löste eine Explosion aus. Ein Polizist erlitt dabei schwerste Verbrennungen, ein Mitarbeiter des Heims wurde ebenfalls verletzt. Der Sachschaden an den 48 Containern wurde damals auf über 250.000 Euro geschätzt. Der Täter selbst kam in den Flammen um. Die Hintergründe der Tat des vermutlich aus Eritrea stammenden Mannes blieben unklar. Die Polizei stellte die Ermittlungen ein. Denn gegen Tote wird nicht ermittelt.

Seitdem ist das Gelände verwaist. Doch das soll sich bald ändern. „Die Unterkunft soll wieder aufgebaut werden”, teilte Andres Wulfes, Sprecher des Landkreises Harburg, auf Anfrage von buchholz-aktuell.de mit. Derzeit würden die notwendigen Vorbereitungen laufen, einen genauen Zeitplan gebe es aber noch nicht.
Klar ist: Der Bedarf ist groß. Bis März 2025 müssen im Landkreis Unterkünfte für 1067 weitere Geflüchtete geschaffen werden – das entspricht etwa 25 Personen pro Woche. Diese Zahl basiert allerdings nicht auf den tatsächlich Ankünften, sondern ergibt sich aus einer Berechnung des Landes. Dabei wird zum einen die Gesamtzahl der Flüchtlinge im Bundesland berücksichtigt und zum anderen, wie viele Menschen der Landkreis im Vergleich zu seiner vorgeschriebenen Quote bereits aufgenommen hat. Die Differenz daraus bestimmt, wie viele Plätze noch geschaffen werden müssen. Aktuell leben in Buchholz 399 Flüchtlinge in den Einrichtungen des Landkreises.

Um die Unterbringung zu gewährleisten, sollen mehrere bestehende Heime erweitert werden, unter anderem in Bendestorf, Hollenstedt und eben an der Bremer Straße in Buchholz. Dort steht aktuell ein nicht vom Brand betroffener Container-Trakt weiter leer. In der benachbarten Obdachlosenunterkunft der Stadt wohnen derzeit 115 Personen, darunter 44 Ukrainer, 44 Flüchtlinge aus anderen Ländern und 27 weitere Bewohner. Ab dem nächsten Jahr soll dort ein Sicherheitsdienst eingesetzt werden.
Die Anteilnahme für die Opfer des Brandes war groß. Für den schwer verletzten Polizisten Christian (44) kamen durch eine Spendenaktion seiner Kollegen bereits über 56.000 Euro zusammen. „Es ist eine gewaltige Summe, die Christian und seiner Familie den Start in ein neues Leben erleichtern wird”, sagte der Initiator.
Noch liegt die ausgebrannte Flüchtlingsunterkunft verlassen da. Notdürftig ist ein Bauzaun aufgestellt, das Polizeiabsperrband verbleicht bereits. Nur die Spuren der Verwüstung zeugen davon, dass hier einmal 61 Flüchtlinge ein vorübergehendes Zuhause gefunden hatten. (JOTO)